Es ist schon eine kleine Weile her, seit ich das letzte Mal auf zwei Brettern stand. Damit meine ich meine neuen Langlauf-Ski, die tatsächlich erst zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren raus durften – endlich. Vor einigen Tagen war es wieder so weit. Im Voralpenland lag üppig Schnee und laut Wetterbericht sollte den ganzen Tag die Sonne scheinen. Ideale Voraussetzungen, raus in die Berge zu fahren. Am Vorabend richtete ich alles, was man für solch einen Ausflug braucht, heraus: Rucksack, Langlauf-Ski, Stecken, Schuhe und natürlich das Outfit, von der Mütze bis zum Anorak. Da kommt schon eine Menge zusammen und der Flur schrumpft plötzlich auf Pygmäen-Größe zusammen.
Pünktlich um 8 Uhr klingelte mein Wecker und ermahnte mich streng zum Aufstehen. Heute sollte es schnell gehen. Tee für die Thermoskanne kochen, Brote schmieren, etc. Es machte mir richtig Spaß und meine Vorfreude auf das Schneeabenteuer wuchs mit jeder Minute. Abfahrt war eine Stunde später. Gemeinsam mit einem lieben Freund und erfahrenen Langläufer fuhren wir ins Oberammergauer Land, nach Ettal. Witzig fand ich die immensen Temperatur- und Wetterunterschiede. Während es in München nur kalt und mäßig weiß war, veränderte sich die Landschaft zunehmend mit jedem Autobahnkilometer. Bereits ab Murnau lag eine gewaltige Menge Schnee, die sich kurz vor Ettal zu riesigen weißen Hügeln auftürmte und alles mit einem dichten, weißen Mantel umschlung. Bei so viel winterlicher Schönheit hüpfte mein Herz vor Freude und ich strahlte vor Glück.
Als ich auf meinen Skiern stand und die herrliche, weitläufige Loipe sah, breitete sich eine unglaubliche Dankbarkeit und Zufriedenheit in mir aus. Genauso, wie ich es in der wärmeren Jahrszeit auf meinem Fahrrad empfinde. Die ersten paar hundert Meter waren noch etwas ungewohnt, bis aus den Brettern und mir schließlich eine harmonische Einheit entstand und sich ein wohltuender Rhytmus einstellte. Es ging immer wieder bergauf und bergab, durch tief verschneite Zauberwälder, über sonnige Felder und etliche Kurven. Von Langeweile keine Spur!
Allerdings merkte ich nach einigen Kilometern, dass es offenbar Muskeln gibt, die ich bei meinen Yoga-Sessions und Langhantel-Trainings sonst nicht so stark beanspruche. Meine Arme waren etwas müde und auch die Oberschenkel fingen nach rund 12 Kilometer an zu meckern. Nachdem die Temperaturen im Minusbereich lagen und die Berge und Wälder mittlerweile hinter ein paar dunkleren Wolken verschwanden, fuhren wir wieder Richtung Parkplatz und verstauten die Bretteln im Auto. Bevor es Richtung München ging, gönnten wir uns in der Ettaler Mühle noch eine deftige Brotzeit und wärmten uns auf. Später, auf dem Heimweg, blickte ich ein wenig wehmütig in den Rückspiegel und verabschiedete mich von den verschneiten Bergen. Was für ein traumhafter Tag.
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