Letzten Sonntag war ich mal wieder ein gutes Stündchen spazieren. In meiner Wohngegend gibt es einige, schöne Plätze, die mich zu jeder Jahreszeit mit Energie und Freude erfüllen. Trotz des trüben Himmels und der einen oder anderen verirrten Schneeflocke, stapfte ich in meine wuchtigen Winterwanderschuhe, zog mir meine Wollmütze tief ins Gesicht, schlang den Schal doppelt um den Hals und zog mir die extra dicken Handschuhe an. So gut ausgerüstet konnte mir kein noch so übel gelauntes Wetter etwas anhaben. Im Gegenteil. Ich spürte mit jedem Schritt, wie ich im Geiste freier wurde und meine Sorgen und Grübeleien allmählich losließ. Es ist schon immer wieder erstaunlich, wie leicht mir das fällt. Als endlich die letzten Häuser hinter mir verschwanden und ich über die matschig-verschneiten Felder lief, fühlte ich mich eins mit der Natur. Tief ein- und ausatmen. Immer wieder und wieder. Mit jedem Atemzug verband ich mich intensiver mit meiner Umgebung.
Besonders faszinierten mich bizarre Disteln, die überall am Wegesrand mit ihren kleinen Mützchen aus Schnee stehen und von den meisten Menschen unbeachtet bleiben. Ganz im Gegensatz zu mir. Vielleicht kennst du das auch. Da springen dir plötzlich scheinbar banale Dinge aus deiner Umgebung ins Auge und ziehen dich in unweigerlich in ihren Bann. Disteln. Einfache, kahle Disteln, die in ihrem schlichten Braun nicht gerade durch Schönheit und Anmut bestechen. Für mich waren sie jedoch in diesem Augenblick etwas ganz Besonderes.
Gerade weil sie so schlicht und scheinbar unauffällig am Rand wachsen. Mit ihren weißen Schneehäubchen wirken sie auf ihre ganz eigene Weise schön. Nicht im klassischen Sinne. Eher wie die Liebe auf den zweiten Blick. Manche Dinge berühren uns erst bei genauerem Hinsehen und entpuppen sich als etwas Wundervolles. Für mich war das ein Zeichen, mit vorschnellen Meinungen oder Gedanken etwas zurückhaltender umzugehen und lieber noch ein Mal hinzusehen. Oft lohnt es sich.
2 Kommentare
Linda
26. Februar 2018 at 10:10Jedes Mal, wenn ich diese trockenen „Blümchen“ seh, möcht ich mir welche für zuHause schneiden. Seit Jahren. Und rate Mal, was ich nie mitnehme 😀
Suzanne
26. Februar 2018 at 10:47Das kenne ich gut. Man denkt daran, ist später abgelenkt, vergisst es und will es beim nächsten Mal „besser machen“….