Radeln ist für mich schon seit einigen Jahren ein motivierender Mix aus Energy-Booster und Stress-Loslasser. Sobald ich den langweiligen Asphalt verlasse und die wuchtigen Reifen meines Mountain-Bikes über weichen Waldboden oder knisternde Feldwege rollen, geht’s los.
Ich fange automatisch an zu lächeln und fühle mich mit jeder Umdrehung stärker mit der Natur verbunden. Dabei spielt das Wetter nur bedingt eine Rolle. Natürlich macht eine Radltour bei strömenden Regen nicht wirklich viel Spaß.
Ein paar Tropfen im Sommer hingegen können eine herrliche Erfrischung sein. Alles riecht so wunderbar frisch und über den Feldern wabern dampfende Wolkenschwaden.
Leider konnte ich meinen Lieblingssport seit einigen Wochen nicht mehr ausüben. Grund war ein übler Sturz Ende April, bei dem ich während eines relaxten Downhills und eines weniger relaxten Bremsmanövers über meinen Lenker flog. Direkt auf meine linke Schulter. Und genau die ist seit einer Vorverletzung vor etwa vier Jahren eh schon lädiert. Als Gegner von Cortison-Spritzen habe ich mich Ende Mai dann doch zu solch einer Behandlung meiner Schmerzen überreden lassen.
Gerade mal acht Wochen hielt die Wirkung an. Danach ging es wieder los. Dies Mal bestand ich auf einer MRT-Untersuchung in der dann gleich mehrere Verletzungen, u. a. ein Knochenödem, eingequetschte Gelenkpfanne, etc. diagnostiziert wurden. Geholfen hat mir seitdem konsequente Physiotherapie, in der ich auch einige Übungen zur Beweglichkeit der Schulter lernte. Mit dem lästigen Ödem werde ich wohl noch einige Wochen verbringen.
Aber – ich lasse mich nicht unterkriegen und heute war der Tag der Tage. Seit knapp 6 Wochen wagte ich mich heute zum ersten Mal auf mein Mountainbike. Ich muss zugeben, dass ich schon ein leicht mulmiges Gefühl hatte, mich wieder auf den Sattel zu schwingen. Würde mich der Schmerz begleiten und müsste ich umkehren?
Obwohl die Wetter-App ab frühen Nachmittag etwas Regen voraussagte, packte ich meinen Rucksack (mit Raincover), in dem auch der neongelbe Helm-Überzug und die Regenjacke Platz fanden. Meine Motivation und Lust waren so groß, dass ich mir vornahm, Richtung Starnberg zu radeln. Keine große Tour, nur ca. 2,5 Stunden insgesamt.
Als ich mich gerade warm gefahren hatte, zogen dunkle Wolken auf und ein heftiger Regenguss überraschte mich, was mich jedoch in diesem Moment völlig kalt ließ. Ich war so glücklich, endlich wieder mit meinem Rad durch die Natur zu fahren. Was sollten mir da schon die Regentropfen ausmachen. In einem kleinen Waldstück stülpte ich den quietschigen Überzug über den Helm und zog den Raincover auf den Rucksack.
Meine Schulter meldete sich zwar regelmäßig, aber meine Freude über die wieder gewonnene Freiheit war viel größer als der nervig ziehende Schmerz. Außerdem kann man Dehnübungen auch locker während des Radelns machen. Die wippenden und kreisenden Bewegungen sahen irgendwie nach Yoga aus.
Zwei kleine Päuschen gönnte ich mir, in denen sich eine Holzbank als wunderbares Physiotool erwies. Zwischenzeitlich lugte auch die Sonne wieder zwischen den Wolken hervor und die Luft erinnerte mich irgendwie an Bali. Fehlten nur das Meer und die Palmen. Meinen zweiten Stopp legte ich auf dem Heimweg, etwa 10 km von zu Hause entfernt, ein. Ein leckerer Cappuccino und eine frische Breze waren die perfekten Pausen-Aufmunterer.
Gut, die Schulter machte sich schon deutlich bemerkbar, wobei mein Glück, auf dem Mountainbike die erste kleinere Tour zu fahren, viel größer war. Nun werde ich weiterhin fleißig die empfohlenen Physioübungen praktizieren und behutsam die Dauer und Herausforderungen meiner Radlausflüge steigern.
Am meisten freue ich mich, den ersten Schritt, bzw. Tritt heute überhaupt gewagt zu haben. Im übertragenen Sinne bedeutet das, sich immer wieder selbst zu motivieren, niemals aufzugeben und sich vorzustellen, wie es sich anfühlt, sein nächstes Ziel zu erreichen. Seien die Erfolge auch noch so klein. Einfach machen, dann folgt das Glück. Garantiert!
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