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Mal wieder ein bisschen Mut haben

Manche Dinge fallen uns in den Zwanzigern oder Dreißigern leichter, als in den Vierzigern oder noch später. Damit meine ich ganz konkret sportliche Aktivitäten, die wir schon mehrere Jahre nicht mehr ausgeübt haben. Am Wochenende war ich seit rund 20 Jahren das erste Mal wieder beim Schlittschuhfahren. An und für sich nichts Besonderes. Wenn man jedoch so lange nicht mehr auf dem Eis war, ist das durchaus etwas Besonderes. Als ein Bekannter den Vorschlag machte, war ich sofort begeistert. Schlittschuhfahren hat mir immer viel Spaß gemacht. Und so schwer kann es doch nicht sein, auf den Kufen über die Eisfläche zu gleiten. Ganz in meiner Nähe gibt es ein kleines Eislaufstadion, das ein paar Mal in der Woche für jeweils zwei Stunden seine Pforten auch für Normalos öffnet. Die restliche Zeit ist es den Eiskunstläufern und Eishockeyspielern vorbehalten. Nachdem ich keine Schlittschuhe mehr hatte, führte mich mein Weg zunächst in den neben der Halle angesiedelten Verleihshop.

Zugegebenermaßen stieg meine Aufregung schon beträchtlich, als ich all die Schuhe sah und kam mir irgendwie wieder vor wie ein Teenager. Eislaufen mit Discomusik – irgendwie lustig und richtig spannend. Gesagt, getan. Der freundliche Verkäufer händigte mir ein Paar aus, das mir richtig gut passte und nirgends drückte. Damit hatte ich schon mal die erste Hürde genommen. Als ich durch das Drehkreuz der Eislaufhalle ging und einen ersten Blick auf die Bahn werfen konnte, gesellte sich zur Aufregung auch eine große Lust und Neugierde.

Das Durchschnittsalter lag geschätzt bei 20 Jahren. Aufgebrezelte Mädchen, die in schicken Jacken, engen Hosen und mit viel Make-up nach Jungs schielten. Und Jungs, die mit coolen Frisuren und waghalsigen Fahrkünsten die Mädels auf sich aufmerksam machten. Irgendwie süß. Daran hatte sich bis heute nichts geändert. Lediglich die Selfies, Fotos und Videos, die jeder machte, gab es natürlich vor zwanzig Jahren noch nicht. Nachdem ich also die Lage gecheckt hatte, wagte ich mich im wahrsten Sinne des Wortes aufs Eis. Was soll ich sagen. Irgendwie war es ganz schön glatt. Puh, ich hatte das Gefühl, nicht vom Fleck zu kommen und machte erst mal winzige Schrittchen. Hinzu kam auch eine gewisse Angst, hinzufallen oder über meine eigenen Füße zu stolpern. In dem Moment kam ich mir vor wie eine Hundertjährige. Dabei ist Kondition oder Sportlichkeit ja eigentlich überhaupt kein Problem für mich.

Also fuhr ich beherzt weiter, als Langsamste ganz außen, um bei Bedarf in den Rand zu fahren, um dort zu bremsen. Denn das Bremsen ist gar nicht so einfach, zumindest nicht am Anfang. Mit strarrem Blick auf meine Schlittschuhe und den Boden wagte ich es, das Tempo langsam zu erhöhen. Parallel setzte automatisch eine synchrone Armbewegung ein, um noch ein bisschen mehr Schwung zu holen. Nach gefühlten 10 Runden konnte ich tatsächlich mit den Jugendlichen mithalten und hatte auch kaum noch Angst, in den Kurven hinzufallen oder zu stolpern. Das war so ein klasse Gefühl! Sich selbst und seine Ängste zu überwinden und stattdessen Neugierde und Mut in den Mittelpunkt zu stellen. Allmählich verschmolzen meine Schlittschuhe und ich zu einer symbiotischen Einheit. Gut, auf den Boden starrte ich nach wie vor, aber mein Tempo war ansehnlich, ich zappelte nicht mehr herum und mein Selbstvertrauen wuchs mehr und mehr.

Ich bin schon ein bisschen stolz auf mich und nehme dieses starke Gefühl mit in die neue Woche. Stellvertretend für Mut, Neugierde und Ausdauer. Eigentlich gar nicht so schwer. Einfach beginnen. So, wie dieser wunderschöne, buddhistische Spruch aus meinem spirituellen Kalender rät: „Move and the way will open“. Einfach den ersten Schritt machen, Mut haben und du wirst deinen Weg gehen!

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