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Ich sah den Wald sich färben

Ich sah den Wald sich färben,
Die Luft war grau und stumm;
Mir war betrübt zum Sterben,
Und wußt‘ es kaum, warum.

Durchs Feld vom Herbstgestäude
Hertrieb das dürre Laub;
Da dacht‘ ich: deine Freude
Ward so des Windes Raub.

Dein Lenz, der blütenvolle,
Dein reicher Sommer schwand;
An die gefrorne Scholle
Bist du nun festgebannt.

Da plötzlich floß ein klares
Getön in Lüften hoch:
Ein Wandervogel war es,
Der nach dem Süden zog.

Ach, wie der Schlag der Schwingen,
Das Lied ins Ohr mir kam,
Fühlt‘ ich’s wie Trost mir dringen
Zum Herzen wundersam.

Es mahnt aus heller Kehle
Mich ja der flücht’ge Gast:
Vergiß, o Menschenseele,
Nicht, daß du Flügel hast!

Emanuel Geibel, 1815-1884

„Dieses wundervolle Gedicht von Emanuel Geibel beschreibt auf romantische Weise, wie er die Herbstfärbung erlebt. Der Sommer hat sich schon länger von uns verabschiedet und bis zum Winter ist es noch eine Weile hin. Gerade der Schluss seiner bildhaften Zeilen sollte uns inspirieren. Darin weist Emanuel Geibel hin, dass auch wir Menschen Flügel haben. Manchmal haben wir das nur vergessen. Vielleicht ist es ja bei dem einen oder anderen Zeit, sie auch mal wieder zu gebrauchen. Schließen wir unsere Augen und träumen uns an einen Ort oder in eine Situation, die wir uns von ganzem Herzen wünschen. Mit einem offen Geist, einem liebenden Herzen und einer wahrhaftigen Seele ist alles möglich…“

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