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The floating spirit of Bali oder warum du deiner spirituellen Fügung vertrauen darfst – Letzter Teil

Nachdem ich mir als absolutes Highlight meines Bali-Trips die Besteigung des Gunung Baturs gegönnt hatte, stand für das Ende des Ubud-Aufenthalts noch eine organisierte Tagstour auf dem Plan. Meine Lieblingsstraße in der Nähe des Homestays zeichnete sich nicht nur durch besonders leckere Warungs und hübsche Geschäfte aus. Hier reihten sich auch einige Anbieter von Kurztrips aneinander und verkauften den Touristen, je nach Anspruch, spannende Ausflüge zu den schönsten und beliebtesten Orten in der weitläufigen Region.

Etwas überfordert las ich die Programmpunkte und wusste nicht so genauo, für welche Tour ich mich entscheiden sollte. Schließlich traf ich die richtige Wahl und buchte einen Ganztages-Ausflug, der u.a. einen Besuch des Pura Besakih (Muttertempel aller balinesischen Tempel), des Pura Tirta Empul (Tempelanlage mit heiligem Quellwasser) und den unglaublich schönen Reisterrassen beinhaltete.

Dreamteam beim Tagesausflug

Besonders angenehm empfand ich, dass mich der Minibus direkt vor meinem Homestay abholte. Als Letzte der kleinen Reisetruppe ergatterte ich einen Platz am Fenster, der mir ungehinderte Ausblicke auf die üppig grüne Landschaft, die bunten Dörfer und das quirlige Treiben auf den Straßen bot. Wobei ich davon nicht wirklich viel mitbekam. Grund war der muntere Austausch mit meinen Reisegefährten, die aus allen Teilen der Welt kamen.

Es war, als würden uns schon ewig kennen. Wir lachten viel und sprachen über unsere persönlichen Motive und Ziele, die uns nach Bali führten. Vor mir saß eine Britin, die recht still war und untentwegt mit ihrer supermodernen Spiegelreflexkamera fotografierte. Daneben machte es sich Ellen aus Belgien bequem, die nach einem heftigen Burnout Ruhe und innere Einkehr auf der Insel der Götter suchte. Hinter mir befand sich der einzige deutsch-sprachige Mitreisende. Ein netter Schweizer, der aus seinem IT-Job in einem großen, internationalen Konzern, aussteigen wollte. Außerdem saßen noch ein lustiger Portugiese, zwei fröhliche Canadierinnen und ein Australier mit hawaiianischen Wurzeln im Bus. Eine heterogene und doch äußerst gleichschwingende Gruppe von Bali-Touristen. Wir verbrachten den Tag wie Freunde, achteten aufeinander, machten Fotos und tauschten uns aus.

Heilige Quellen des Pura Tirta Empul

Faszinierend fand ich den Pura Tirta Empul, in dem angeblich heiliges Quellwasser sprudelt. Hinduistische Gläubige und Touristen kommen hierher,um sich und ihren Geist zu reinigen und von Krankheiten und Problemen zu befreien.

Angeblich soll jede Fontäne, die ihr Wasser ins Quellbecken gießt, für ein unterschiedliches Thema stehen. Unsere Gruppe konnte aus Zeitmangel das Ritual nur beobachten und mit dem Handy festhalten.

Tempelanlage des Pura Besakih

Die weitläufige, unglaublich schöne Tempelanlage des Pura Besakih verzauberte uns mit ihren bizarren Bauten und den magischen Ausblicken, was wir natürlich mehrfach und in allen Perspektiven fotografierten.

Als letzte Station unseres Ausflugs steuerte der Busfahrer einen eher unscheinbaren Platz in einem Mini-Dorf an. Von dort aus durften wir einige, der für Bali so berühmten Reisterrassen bestaunen. In großen, saftig-grünen treppenartigen Feldern wird das Grundnahrungsmittel der Insel angebaut.

Umrahmt von gigantischen Palmen und anderen hohen Bäumen erstrecken sich die Reisterrassen über mehrere hundert Meter. Für einen Europäer eine ungewöhnliche und vielleicht daher so faszinierende Art des Getreideanbaus. Ich hätte vor Glück laut singen können, hielt mach dann aber doch zurück. Stattdessen lief ich mit meinem typischen Balilächeln durch die Gegend.

Unser gemeinsamer Tag ging langsam zu Ende und irgendwie machte mich das ein wenig traurig. Auch die anderen wollten nicht abrupt aus dem Bus springen und die Reise abschließen. Daher gingen wir noch, wenn wundert es, in meine Lieblingsstraße in der Nähe des Homestays und aßen gemeinsam zu Abend.

Bei der Gelegenheit tauschten wir unsere Handy-Nummern aus, um das eine oder andere Bild zu verschicken. Irgendwie hat es mich nicht gewundert, dass Ellen, die Belgierin keine 300 Meter entfernt von mir wohnte. Die „richtigen“ Menschen treten meiner Erfahrung nach immer dann ins Leben, wenn wir offen dafür sind.

Wir uns später noch zu einem leckeren Fruchtcocktail in einer hübschen Bar. Nachdem sie mir eine ziemlich dramatische Geschichte über ihren Burnout, verbunden mit einem schlimmen Autounfall und das traurige Ende ihrer Beziehung zu ihrem Partner erzählte, wurde es draußen dunkel. Sie wollte am nächsten Tag einen anerkannten Schamanen und Reikimeister aufsuchen, der ihr helfen sollte, ihre massiven Themen aufzulösen. Daher verabredeten wir uns nicht, sondern wollten ein mögliches Treffen dem lieben Zufall überlassen.

Also schlenderte ich entspannt am frühen Mittag alleine durch den Monkey Forest, sah mich in den vielen, reizenden Geschäften nach Souvenirs um und ging anschließend Richtung Homestay. Auf dem Weg dorthin kam ich an einem süßen Schmuckladen vorbei, den ich schon öfter sah, aber bisher nie hineinging. Tja und was soll ich sagen. Als ich die Türe öffnete sah ich – Ellen. Ohne sich zu verabreden. Einfach so. Wir mussten beide lachen und stellen fest, dass es das Universum oft für uns richtet und wir uns entspannt zurücklehnen dürfen.

Nachdem unsere beiden Unterkünfte ja recht nahe beieinander lagen, gingen wir gemeinsam nachhause und unterhielten uns bei einem Abendessen wieder sehr angeregt. Während Ellen noch ein paar Tage in Ubud blieb um danach weiter auf die Gili Islands zu fahren, führte mich meine Reise am nächsten Tag weiter ans Meer.

Bereits in München hatte ich mein Yoga-Retreat in Canggu gebucht. Es sollte etwas Einfaches mit umfangreichem Yoga-Programm und frischer, gesunder Küche sein. Und natürlich wünschte ich mir ein Domizil direkt am Meer. In meiner Fantasie nahm ich erst an einem der vielen Yoga-Kurse teil und schwamm hinterher glücklich im türkisblauen Ozean. Tatsächlich gestaltete es sich fast so.

Das Yoga-Retreat offerierte seinen Yogis eine riesige Auswahl, bei der ich mir schwer tat, meine Lieblingskurse auszuwählen. Natürlich musste ich auch die Uhrzeiten im Auge behalten, da ich morgens eher gemütlich frühstücke, mich unterhalte und erst abends bereit für Yoga bin. So entschied ich mich für das klassische Ashtanga, das ich auch zuhause praktizierte. Außerdem probierte ich Yin-Yoga und das herrlich verrückte Aerial-Yoga aus, bei dem man seine Asanas hängend, wie ein Faultier, in breiten Tüchern ausübt, die an der Decke montiert sind. Das hat mir besonders viel Spaß bereitet.

Allerdings klappte das mit dem anschließenden Schwimmen im Meer leider nie. Denn auf dieser Seite der Insel gab es fast ununterbrochen extrem hohe Wellen, über die sich zwar alle Surfer freuten. Schwimmen war jedoch undenkbar. Ein Mal versuchte ich es, stellte mich ein wenig seitlich zu den Wellen und dachte ich könnte mich so vorsichtig ins Meer wiegen. Keine Chance. Ich wurde einfach umgeworfen.

Trotzdem fühlte ich mich in Canggu, dass komplett anders als Ubud war, sehr wohl. Auch hier machte ich interessante Erfahrungen mit anderen Menschen und stellte entspannt fest, dass man mit offenem Herzen und wachem Geist nie alleine ist. Es sei denn, man möchte es.

Am ersten Abend wollte ich ein bisschen im Ort spazieren gehen und nicht im Yoga Retreat essen. Die Gerichte schmeckten zwar sehr lecker und bestanden ausschließlich aus biologischen Lebensmitteln. Allerdings war darunter auch vieles „raw“, also roh und ausnahmslos vegan.

Als Freund von Geflügel und Fisch kam ich hier also nicht immer auf meine Kosten. Ich folgte der kaum befahrenen und ebenso spärlich beleuchteten kleinen Straße Richtung Zentrum und bog an der Hauptkreuzung automatisch nach rechts ab, obwohl sich die meisten Restaurants, Bars und Geschäfte links befanden. Wie sich nach kurzer Zeit herausstellte, habe ich mich genau richtig entschieden.

Etwa 100 Meter weiter kam ich an einem hawaiianisch angehauchten Lokal vorbei, das wohl berühmt für seine exzellenten Fischgerichte ist. Es war extrem gut besucht und für einen kleinen Augenblick zweifelte ich daran, hier überhaupt einen Platz zu bekommen. Ein aufmerksamer Kellner ging gleich auf mich zu und fragte mich, ob ich reserviert hätte. Als Antwort bekam er von mir ein herzhaftes Lachen – ich dachte, er scherzt. Etwas irritiert lächelte er zurück. Er meinte es jedoch ernst und als ich verneinte, meinte er, er klärt das kurz mit zwei Gästen, an deren Tisch noch ein Stuhl frei war. Die beiden waren einverstanden und winkten mich freundlich zu sich. Nachdem ich meine Speisekarte in den Händen hielt, fragte ich die junge Frau, ob sie mir vielleicht etwas empfehlen kann.

Ihr älterer Begleiter, ein offen dreinblickender Mann mit Mitte Sechzig, gab mir den Tipp, unbedingt den einheimischen Fisch zu probieren. Nach ein paar Minuten fand ich heraus, dass sich die beiden aus dem örtlichen Fitnesscenter kennen und hier lediglich zu Abend essen. Sie stammte aus San Francisco und besuchte ihre Schwester, die hier wohnt. Er hieß Paul, war Australier und wohnte bereits seit über vier Wochen in Canggu, davon eine Woche mit seiner Frau, die wieder zurück in der Heimat flog, um zu arbeiten.

Wir drei, die von unterschiedlichen Kontinenten stammten und sich eigentlich völlig fremd waren, verbrachten ein paar fröhliche Stunden gemeinsam. Als sich Paul erkundigte, wo ich denn untergebracht bin, guckte er ein bisschen ungläubig, als ich ihm vom Yoga-Retreat erzählte. Wie hätte es auch anders sein können. Er wohnte ebenfalls dort. Wieder kein Zufall. Es stellte sich nämlich schnell heraus, der er wunderbar nützliche Tipps auf Lager hatte. Sei es der Coffee-Shop mit dem besten Cappuccino, das leckerste Nasi Goreng, der schnellste und ruhigste Weg zur Unterkunft oder welcher Yoga-Kurs besonders empfehlenswert ist – er war eine wandelnde Aufkunftsplattform – und dabei noch witzig. Wenn man bedenkt, dass ich komplett alleine nach Bali geflogen bin, habe ich mich niemals einsam gefühlt.

Ich lernte noch viele, andere tolle Persönlichkeiten kennen, die mich in manchen Lebensbereichen inspirierten und umgekehrt. Besonders freute mich eine Whatsapp von Ellen aus Ubud, die mich an meinem letzten Urlaubstag im Yoga-Retreat besuchen wollte, um danach selbst noch ein paar Tage dort zu bleiben. Es war ein Wiedersehen unter Freunden. Wir hatten uns eine Menge zu erzählen und tauschten uns während eines gechillten Abendessens in dem hawaiianischen Restaurant aus.

Danach ging es zurück in meine Unterkunft, wo ich auf mein Taxi wartete, das mich zum Flughafen bringen sollte. Paul und ein paar andere Bekannte winkten mir zum Abschied herzlich zu und der Fahrer fuhr mich nach Denpasar, von wo aus es zurück in meine Welt gehen sollte. Ich durfte in den zwei Wochen auf Bali so viele, unbeschreiblich berührende Momente und Orte erleben. Grüne Felder, üppig blühende Blumen, bunte Tempel, wunderschöne Reisterrassen, den lebhaften indischen Ozean, kleine freche Affen, die Vulkanbesteigung zum Sonnenaufgang, um nur einige zu nennen.

Die Liebenswürdigkeit der Menschen und vor allem die herrliche Ruhe in Ubud und Canggu berührten mich sehr und ich hatte das Gefühl, die Zeit würde hier langsamer vergehen. Für mich war es sehr beruhigend zu erfahren, dass ich überall in der Welt gut zurecht komme und ganz meiner spirituellen Führung vertrauen darf. Auch ist mir noch klarer geworden, wie wichtig es ist, mit offenem Herzen, wacher Intuition und Klarheit durchs Leben zu gehen.

Solltest du dich von meinem Bali-Abenteuer angesprochen fühlen und dich schon immer gefragt haben, wie es wohl wäre, mal ganz alleine bis ans Ende der Welt zu reisen – vielleicht war das dein fehlendes Puzzle-Stückchen. Ich wünsche dir viel Freude und bereichernde Erfahrungen.

2 Kommentare

  • Linda
    3. Oktober 2018 at 9:42

    Da bekomme ich wirklich Lust sofort ins Flugzeug zu steigen! 😍

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    • Suzanne
      7. Oktober 2018 at 16:51

      Ja, das kann ich gut verstehen. Vielleicht klappt`s ja nächtes Jahr :-)?

      Reply

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