Immer wieder liest man in Zeitschriften oder im Web, dass besonders Frauen geborene Multitasking-Wesen sind. Sie sind offenbar fähig, neben der Zubereitung eines aufwändigen 5-Sterne-Menüs, zu telefonieren und gleichzeitig nach den Kindern zu sehen. Oder sie telefonieren, während sie im Web surfen und zwischendrin schnell eine Mail schreiben.
Wenn ich so etwas lese, frage ich mich, wie meine weiblichen Artgenossinnen glücklich sind, in dem sie vieles parallel erledigen. Und wie effektiv mag dann das jeweilige Ergebnis ausfallen.
Früher versuchte ich so was auch häufiger, bin aber in den letzten Jahren ganz bewusst davon abgekommen. Denn bei mir klappt das einfach nicht. Ich kann nicht mehrere Dinge in einem Rutsch tun, ohne das dabei irgendwas nicht so toll läuft oder schief geht. Die Frage ist ja auch, ob wir damit überhaupt Zeit sparen und die einzelnen Handgriffe noch bewusst mitbekommen.
Damit bin ich auch beim Kern des Monotaskings angekommen: Bewusstsein. Bewusst sein. Also dem, was ich gerade mache, meine ganze Aufmerksamkeit zu schenken. Ausnahmslos. Damit lässt es sich nicht nur wunderbar entschleunigen. Auch bekommst du viel mehr von deiner jeweiligen Tätigkeit mit, weil du dich eben ganz bewusst darauf konzentrierst.
Am Wochenende habe ich unser wunderbares Herbstwetter mal wieder für einen gemütlichen Spaziergang über Felder, durch den Wald und entlang am Wörthsee (einer unserer fünf Seen) genutzt. Würzige Luft, gemischt mit dem Geruch von feuchter Erde und buntem Laub kitzelte meine Nase. Dazu ein blauer Himmel, über dem scheinbar ein duftiger Schleier lag. Abgerundet wurde diese berührende Stimmung mit reifen Beeren, die an Bäumen und Sträuchern in herrlichen Rot- und Blautönen leuchteten.
Allein schon diese Eindrücke reichten mir, um wieder ganz zu mir zu kommen und bewusst im Jetzt zu sein. Umso mehr bin ich immer wieder erstaunt, dass manche Menschen mit Kopfhörern und lauter Musik unterwegs sind. Nebenbei wird auch noch eifrig auf dem Smartphone hin- und hergeschrieben.
In solchen Momenten frage ich mich, was diese Leute von der Natur mitbekommen, wenn sie diese weder sehen, noch bewusst mit ihren Sinnen aufnehmen. Würde man sie fragen, was ihnen während ihres Spaziergangs besonders gut gefallen hat, wäre die Antwort vermutlich etwas karg.
Das ist nur ein Beispiel von vielen. Natürlich soll jeder für sich entscheiden, wie und wann er seine Dinge erledigt. Vielleicht möchte ja der eine oder andere, der diesen Text liest, einfach mal ausprobieren, was es für ein Gefühl auslöst, sich für Monotasking zu entscheiden.
Es ist wahrscheinlich gar nicht so leicht, wenn man bisher ein klassischer Multitasker war. Eines ist aber gewiss. Das, was du ganz bewusst machst, streichelt deine Sinne und ist Balsam für die Seele.
4 Kommentare
Stephanie
2. Oktober 2017 at 10:15Einfach mal wieder bewusst erleben, was man gerade tut und was in der Welt um einen herum passiert! Monotasking für mehr Lebensqualität anstatt sich im Multitasking völlig zu zerstreuen und nichts mehr wirklich mitzuerleben, aber viel, wenn auch nur halbherzig erledigt zu haben… Danke für diese neue Wortinspiration! <3
Suzanne
8. Oktober 2017 at 18:29Wie schön, wenn dir diese Wortinspiration gefallen hat. In der Tat tut es gut, mehr und bewusst mitzubekommen, was um einen herum passiert….
Jürgen
14. November 2017 at 20:38Voll ins Schwarze treffend, hierzu diese schöne Geschichte: Es kamen einmal ein paar Suchende zu einem alten Zenmeister und fragten: „Was tust du, um glücklich und zufrieden zu sein? Wir wären auch gerne so glücklich wie du.“ Die Antwort des Alten: „Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf. Wenn ich gehe, dann gehe ich und wenn ich esse, dann esse ich.“ Aus den Fragenden platzte einer heraus: „Genau das tun wir doch auch, wir schlafen, essen und gehen. Aber wir sind nicht glücklich. Was also, ist dein Geheimnis?“ Es kam die gleiche Antwort: „Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf. Wenn ich gehe, dann gehe ich und wenn ich esse, dann esse ich.“ Es kehrte Ruhe in die Runde ein und nach einer Weile fügte er hinzu: „Sicher liegt auch Ihr und Ihr geht auch und Ihr esst. Aber während Ihr liegt, denkt Ihr schon ans Aufstehen. Während Ihr aufsteht, überlegt Ihr wohin Ihr geht und während Ihr geht, fragt Ihr Euch, was Ihr essen werdet. So sind Eure Gedanken ständig woanders und eben nicht da, wo Ihr gerade seit. In dem Schnittpunkt zwischen Vergangenheit und Zukunft findet das eigentliche Leben statt. Lasst Euch auf diesen nicht messbaren Augenblick ganz ein und Ihr habt die Chance, wirklich glücklich und zufrieden zu sein.“ (Quelle unbekannt)
Suzanne
20. November 2017 at 10:29Deine Geschichte trifft den Nagel auf den Kopf. Das „im Moment leben“ fällt vielen Menschen zunehmend schwerer. Meiner Meinung nach ist der folgende Satz deiner Geschichte der Schlüssel für ein bewussteres Leben: „In dem Schnittpunkt zwischen Vergangenheit und Zukunft findet das eigentliche Leben statt“. Eigentlich einfach – in unserer hektischen Zeit leider eine Herausforderung. Am besten, wir fangen mit kleineren Dingen des Alltags an….Mal sehen, was sich dann in unserem Leben verändert….