Irgendwie ist es schon witzig. Ich komme mir vor, wie in dem Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Manche Dinge scheinen sich einfach zu wiederholen. Wobei so ganz dasselbe war es dann ja doch nicht – mein Ausflug bei Regen in die Natur. Mal wieder. Aber der Reihe nach. Es war also Sonntag und der Wetterbericht sagte gelegentliche Schauer, gemixt mit Sonne und Wolken, voraus. Nach einiger Zeit vor dem PC spürte ich, wie ich allmählich unruhig wurde und es mich raus ins Freie zog. So weit, so gut.
Sicherheitshalber zog ich wieder meine regenfesten, atmungsaktiven Schuhe an und packte diesmal einen richtig großen Schirm ein. Falls es tatsächlich heftige Regengüsse geben sollte, würde mich der Taschenwinzling kaum ausreichend schützen. Gesagt, getan.
Tschüss Regen, hallo Sonne
Und jetzt wird’s lustig, fast unwirklich. Ich war fix und fertig angezogen, bereit zum Aufbruch. Es sollte heute mit dem Auto an den naheliegenden Weßlinger See gehen – einer von fünf Seen im wundervollen 5-Seen-Land. Gerade wollte ich den Haustürschlüssel im Schloss umdrehen, als es heftig zu regnen anfing . Ach, was sag ich. Es regnete nicht, es schüttete, und zwar aus Eimern. Igitt! Aber was ich mir mal vornehme, ziehe ich meistens auch durch. Was solls, dann würde es halt nicht so gemütlich werden. Hauptsache ich kann frische Luft tanken, über Felder und durch Wälder spazieren. Kaum fuhr ich 10 Minuten, ließ ich den dunklen Himmel samt Wolken und Regen hinter mir und fuhr geradewegs in eine traumhaft schöne, sonnige Landschaft. Von Regen keine Spur. Vielmehr durfte ich nun meine Sonnenbrille aufsetzen, die ich immer im Auto dabei habe. Wer hätte das gedacht. Erst kam mein Scheibenwischer fast nicht mehr mit und konnte die Massen an Nass kaum wegschieben. Schlechte Sicht und Aquaplaning. Und nun Sonnenschein und blauer Himmel. Verrückt, oder?
Natur im Kreislauf des Lebens
Die Leute am Ort nutzten auch das nunmehr gute Wetter für einen Sonntagsspaziergang und sahen mich seltsam an. Kein Mensch hatte hier einen Regenschirm dabei. Nur ich. Und was für ein Riesen-Ungetüm. Egal. Nach einigen Metern am See bog ich ab, verließ die belebten Pfade und ging über trockene Feldwege, die seitlich von tiefen Pfützen eingesäumt waren. Hier hatte es gestern und wohl auch vor einigen Stunden heftig geregnet. Es sah trotzdem romantisch aus. In den Miniseen spiegelten sich Himmel und Bäume, gemeinsam mit der strahlenden Sonne. An den Blüten und Blättern klebten unzählige Wassertropfen, die miteinander um die Wette funkelten.
Der Wald duftete nach warmer, feuchter Erde, saftigen Blättern und Nadeln. Er strahlte voller Energie und ich atmete Sauerstoff und Kraft in jede einzelne meiner Zellen. Über allem lag ein sanfter Schleier und in diesem Moment spürte ich das erste Mal den Herbst. Holunder, Vogelbeeren und viele andere, farbenfrohe Früchte lockten in ihrem schönsten Kleid. Für mich ein Zeichen, dass alles im Wandel ist. Nichts wird immer so bleiben, wie es jetzt ist. Ob in der Natur oder in uns selbst. Das ist das Leben.
Wer hätte gedacht, dass ich nach dem ursprünglich heftigen Regen plötzlich einen zartblauen Himmel und Sonnenschein erleben würde. Viele Menschen wären im ersten Moment sicherlich umgekehrt oder hätten noch ein bisschen abgewartet. Für mich war das heute ein Zeichen, immer den Glauben an das Unglaubliche zu bewahren. Es hat mir Mut gemacht, mich auch weiterhin auf Dinge einzulassen, von denen ich vorher nicht immer genau weiß, wie es weitergeht. Einfach Augen zu und durch. Let it flow!
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